Unser Highlight im März: Brüssel – Exkursion für Bio-Lebensmittelhersteller

21–23 März 2023

Tag 1 in der Stadt der europäischen Politik

Mor­gens um 06.00 ging es los für mich, meine Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen die in die­sem Jahr mit auf die Brüs­sel-Exkur­sion für Bio-Lebens­mit­tel­her­stel­ler gefah­ren sind. Eine Mischung aus Müdig­keit und Vor­freude war zu spü­ren, wobei die Müdig­keit auf dem Weg zum Bahn­hof schnell ver­flog. Gegen 11:30 Uhr erreich­ten wir Brüs­sel. Statt des vor­aus­ge­sag­ten Regens haben wir uns im Son­nen­schein nach einem kur­zen Zwi­schen­stopp am Hotel zu unse­rem ers­ten Treff­punkt auf­ge­macht, wo wir mit den ande­ren Mit­rei­sen­den zusammenkamen.

Gemein­sam lie­fen wir zur IFOAM OE (Inter­na­tio­nal Fede­ra­tion of Orga­nic Agri­cul­ture Move­ments ‑Orga­nics Europe) und star­te­ten hier unsere Reise durch die wich­ti­gen poli­ti­schen Hal­te­stel­len für die Bio-Bran­che in Brüs­sel. Edu­ardo Cuoco der Direc­tor der IFOAM OE stellte uns die Arbeit des euro­päi­schen Bio-Ver­bands vor und Eric Gall – Deputy Direc­tor der IFOAM OE den IGOP (Inte­rest Group Orga­nic Pro­ces­sing). Dabei han­delt es sich um die Inter­es­sen­gruppe von IFOAM OE, in der The­men rund um Ver­ar­bei­tung und Import durch die IFOAM OE Mit­glie­der auf euro­päi­scher Ebene dis­ku­tiert wer­den. Unsere nächste Anlauf­stelle war die OPTA Europe (Orga­nic Pro­ces­sing and Trade Asso­cia­tion), der Schwes­ter­ver­band der AöL e.V.. Aurora Abad die Secre­tary Gene­ral der OPTA setzt sich in Brüs­sel für die Inter­es­sen der Bio-Lebens­mit­tel­her­stel­ler ein und wir haben span­nende Ein­bli­cke in die Arbeit auf euro­päi­scher Ebene erhal­ten. Zum Aus­klang haben wir uns in einem schö­nen ehe­ma­li­gen alten Bahn­hof ein gutes bel­gi­sches Bier schme­cken las­sen und den Nach­mit­tag noch ein­mal nachbesprochen.

Been­de­ten haben wir den Abend im schi­cken Restau­rant Vin­cent. Hier war­tete ein wei­te­res High­light auf uns. Neben Aurora Abad (OPTA Europe), Ema­nuele Bus­acca (Regu­la­tion Mana­ger der IFOAM OE) waren auch Sarah Wie­ner (MdEP), Maria Noichl (MdEP) und Mar­tin Häus­ling (MdEP) gekom­men. Wir konn­ten uns in ange­neh­mer Atmo­sphäre bei her­vor­ra­gen­den Spei­sen mit ihnen aus­tau­schen und so noch­mal einen ganz direk­ten Blick hin­ter die Kulis­sen der Poli­tik werfen.

Tag 2 der Brüssel-Exkursion

Nach dem ereig­nis­rei­chen ers­ten Tag unse­rer Reise und nach dem Früh­stück fuh­ren wir zum Char­le­ma­gne Gebäude, zur Euro­päi­schen Kom­mis­sion, der poli­ti­schen Exe­ku­tive der EU. Dort wer­den die Vor­schläge für neue Rechts­vor­schrif­ten erar­bei­tet und die Beschlüsse des EU-Par­la­ments und des Rates umge­setzt. Sie ver­tritt die EU auf inter­na­tio­na­ler Ebene z.B. zum Thema Han­dels­po­li­tik oder huma­ni­täre Hilfe und han­delt inter­na­tio­nale Ver­träge aus.
Hier waren wir zu einem Aus­tausch mit Kom­mis­si­ons­mit­ar­bei­tern aus ver­schie­dens­ten Gene­ral­di­rek­tion gela­den.
Unser ers­ter Ter­min, René Stei­ner von der Gene­ral­di­rek­tion Kom­mu­ni­ka­ti­ons­netze, stellte uns die Arbeit der Kom­mis­sion im all­ge­mei­nen und auch Inhalte und Tech­no­lo­gien der Arbeit in der Kom­mis­sion vor. Auf­gabe der Gene­ral­di­rek­tio­nen ist es, Stra­te­gien, Rechts­vor­schrif­ten und För­der­pro­gramme der EU zu ent­wi­ckeln, umzu­set­zen und zu verwalten.

Wäh­rend unse­res zwei­ten Ter­mins mit Henri Delanghe aus der Gene­ral­di­rek­tion Land­wirt­schaft und länd­li­che Ent­wick­lung spra­chen und dis­ku­tier­ten wir über die Agrar­po­li­tik, den Öko­land­bau und Nach­hal­tig­keit. Das Thema Rück­stände spielte in der abschlie­ßen­den Dis­kus­sion die zen­trale Rolle.

Mit dem Gene­ral­di­rek­tor Land­wirt­schaft und länd­li­che Ent­wick­lung – Olaf Hei­del­bach spra­chen wir über den Green Deal. Beson­ders bein­dru­ckend war an die­sem Vor­mit­tag das Enga­ge­ment der Mit­ar­bei­ter der Kom­mis­sion zu erle­ben und auch eine Idee von der Breite der zu bear­bei­ten­den The­men zu erhalten.

Um die gan­zen gesam­mel­ten Infor­ma­tio­nen vom Vor­mit­tag zu ver­ar­bei­ten, gin­gen wir erst ein­mal Mit­tag­essen in der Kan­tine der Kom­mis­sion und konn­ten so das gehörte Revue pas­sie­ren las­sen. Von dem Ziel der Kom­mis­sion 25% Bio bis 2030 war in der Kan­tine aber noch nichts zu sehen, Bio-Essen konn­ten wir dort noch nicht bestel­len und bekom­men. Gestärkt haben wir das Par­la­ment ver­las­sen und uns zu unse­rer nächs­ten Sta­tion auf­ge­macht – dem Parlament.

Als ers­tes stand ein Tref­fen mit MdEP Mar­tin Häus­ling von den Grü­nen auf unse­rer Agenda. Von Herrn Häus­ling erfuh­ren wir viel über die aktu­el­len The­men im EU-Par­la­ment. Er berich­tete von der aktu­el­len Dis­kus­sion zu neuen geno­mi­schen Tech­ni­ken, der Pes­ti­zid­re­duk­tion und vie­lem mehr.

Last but not least kam danach schon das nächste High­light. Die Besich­ti­gung des Ple­nar­saals und eine all­ge­meine Vor­stel­lung des Par­la­ments, des welt­weit ein­zi­gen unmit­tel­bar und direkt gewähl­ten trans­na­tio­na­len Par­la­ments. Ein­mal selbst in die­sen beein­dru­cken­den Hal­len der EU zu sit­zen hat schon etwas ganz Beson­de­res. Beein­druckt haben mich auch die reine Größe des Par­la­ments, die dis­zi­pli­nierte Dis­kus­sion im Minu­ten­takt, denn jedem Red­ner steht nur eine Minute Rede­zeit zu und auch die Leis­tung der Dol­met­scher, die alle Reden simul­tan in alle 24 Amts­spra­chen übersetzen.

Beseelt und fas­zi­niert von den Ereig­nis­sen des Tages, hat­ten wir noch Zeit ein wenig über den Gro­ten Markt zu lau­fen, ein wenig durch die Sei­ten­gas­sen zu schlen­dern und dann auch den zwei­ten Abend mit einem gemein­sa­men Abend­essen aus­klin­gen zu las­sen. Das char­mante Restau­rant Les Fil­les besticht durch sein beson­de­res Gas­tro­kon­zept. Die fei­nen bel­gi­schen und fran­zö­si­schen Spei­sen aus bio­lo­gi­schen, regio­na­len und sai­so­na­len Zuta­ten wur­den auf einer Theke in gro­ßen guss­ei­ser­nen Töp­fen ser­viert, die Holz­ti­sche waren mit bunt­zu­sam­men­ge­wür­fel­tem Geschirr gedeckt und Fami­li­en­fo­tos an der Wand, sodass es sich eher nach einem gemein­sa­men Abend­essen mit Freun­den in der Küche, als nach einem Restau­rant­be­such anfühlte. Voll­endet wurde die­ser Abend durch ein köst­li­ches Tar­te­lette au citron merin­guée und vegane Mousse au cho­co­lat, lecke­ren Wein zur Beglei­tung und inter­es­sante und gute Gesprä­che mit den Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen aus der Gruppe.

Tag 3 in der europäischen Hauptstadt

Zum Abschluss unse­rer Reise besuch­ten wir noch die Stän­dige Ver­tre­tung der BRD, sie gehört zu den größ­ten Bot­schaf­ten Deutsch­lands welt­weit und ver­tritt Deutsch­land in und gegen­über den ver­schie­de­nen Insti­tu­tio­nen der EU. Sie ver­tre­ten die Bun­des­re­gie­rung in knapp 140 Aus­schüs­sen und Arbeits­grup­pen in den EU-Insti­tu­tio­nen und gestal­ten dort die deut­sche Euro­pa­po­li­tik mit, infor­mie­ren die Bun­des­re­gie­rung über Ent­wick­lun­gen und sehr vie­les mehr. Wir beka­men span­nende Ein­bli­cke in die Arbeit der stän­di­gen Ver­tre­tung und der Insti­tu­tio­nen und dis­ku­tier­ten im Anschluss noch über das Thema Ver­mei­dung der Lebens­mit­tel­ver­schwen­dung, MHD und neue Vor­ga­ben für die Forstwirtschaft.

Nach­dem wir nun die wich­tigs­ten Sta­tio­nen der Bio-Poli­tik in Brüs­sel abge­klap­pert hat­ten, tra­fen wir uns noch zu einer klei­nen Feed­back­runde im Haus der Euro­päi­schen Geschichte. Nach einer abschlie­ßen­den Feed­back­runde konnte noch die Aus­stel­lung „Aus­ge­dient-Die Geschichte der moder­nen Weg­werf­ge­sell­schaft“ besucht werden.

Alles in allem war es eine wun­der­volle, span­nende und lehr­rei­che Brüs­sel-Exkur­sion. Als gro­ßer Fan des Euro­päi­schen Gedan­kens war es wirk­lich span­nend direkt an den Ort des Gesche­hens zu rei­sen und das Sys­tem EU noch bes­ser ken­nen zu ler­nen. Zu sehen und zu füh­len, dass die Demo­kra­tie lebt und hier der Raum genutzt wird für öffent­li­che und kri­ti­sche Debat­ten. Denn „Unpo­li­tisch sein heißt poli­tisch sein, ohne es zu mer­ken!“ Wir konn­ten sehen wie die Mehr­heit hart daran arbei­tet, dass der Zusam­men­halt Euro­pas wei­ter­wächst und gedeiht. Ich fühle mich bestärkt in mei­ner Vision von Frie­dens­si­che­rung und der Erhal­tung von Wohl­stand und Freiheit.

Wir freuen uns schon dar­auf, diese Reise im nächs­ten Jahr zu wiederholen! 

Viele Grüße
Suvi Leitner